Artur Elmer
Auszüge aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung „Niveau“, 16. Juni 2002 im Kunstverein Schwäbisch Hall
Der instabile Raum
Wenn wir von der Aussenwelt kommend den Ausstellungsraum betreten, überschreiten wir die Grenze vom stabilen Raum, den wir auch normal nennen, in einen instabilen Raum voller Überraschungen – sofern wir bereit sind uns von den optischen Wellen tragen zu lassen, die regelmäßig oder unregelmäßig, harmonisch oder dissonant die Strukturen des Raumes entwickeln. Wir surfen in einem Raum ohne Grenzen. Die Werke des Künstlers sieht man nie zu Ende. Ihre eigentliche Realität entfaltet sich vor vor unseren Augen in einer endlosen Kette vorübergehender Zustände. Diese werden an ihrem Ursprung durch die Anordnung im Raum und die Formen des Lichts in Gang gesetzt. Diese Faktoren muss der Künstler in seinem Sinne beherrschen, andernfalls entsteht Dekoration oder Illusion und das wäre eine entscheidende Einschränkung freier Sehprozesse und diese spezifischen Kunstwerke könnten sich nicht entwickeln. Der Rhythmus der Aggregate und die individuelle Wahrnehmung des Sehens verhindern einen endgültigen Zustand. Der instabile Raum artikuliert sich ständig neu. Das Auge öffnet uns für Natur, die wir zunächst ausserhalb von uns wähnen, der wir aber unentrinnbar angehören. Ob wir für sie empfänglich sind oder werden oder uns verschließen liegt an uns. Ein Opfer müssen wir als Teil der Natur allerdings erkennnen und akzeptieren – der Zustand „Augenblick, verweile doch, du bist so schön“ – ist uns nicht vergönnt.