Die neugestaltete Notaufnahme im Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart setzt statt eintöniger Wände und grellem Licht auf ein durchdachtes Farb- und Lichtkonzept. Dieses unterstützt Patient*innen und Personal emotional, fördert gezielt Orientierung, Beruhigung sowie ein Gefühl von Sicherheit – und schafft eine wohltuende, menschlichere Atmosphäre im Klinikalltag.

Robert Bosch Krankenhaus, Stuttgart
Fotos: Marc Gilardone

Im Rahmen der gestalterischen Neuausrichtung der Notaufnahme am RBK setzte der Stuttgarter Lichtkünstler Laurenz Theinert gezielt auf die Wirkung von Farbe und Form.

Ziel war es, eine Umgebung zu schaffen, die Patient*innen in der Ausnahmesituation „Notaufnahme“ Orientierung, Sicherheit, Zuversicht, Beruhigung und Wohlbefinden bietet – und gleichzeitig auch für Mitarbeitende eine angenehme, funktionale Arbeitsatmosphäre schafft. Ausgangspunkt für das gestalterische Konzept ist die Wahrnehmungstheorie, die zwischen drei aufeinanderfolgenden Stufen der Wahrnehmung unterscheidet: der atmosphärisch-ästhetischen, der objektbezogenen und der detailorientierten Information. Komplexität in der visuellen Umgebung kann diesen Wahrnehmungsprozess stören – besonders in der Notaufnahme, wo Überforderung der PatientInnen bereits ein prägender Faktor ist. Ordnung und visuelle Klarheit hingegen fördern Orientierung und geben Sicherheit.

„Der Mensch braucht Schönheit“, sagt die Kunsthistorikerin Isabel Grüner, „und Schönheit ist eben auch Farbe und Bewegung und Form und Vielfalt.“ Grüner ist Kunsthistorikerin und leitet die Abteilung „Healing Art“ im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Kranke haben ihrer Meinung nach nicht nur medizinische Bedürfnisse, die ein Krankenhaus befriedigen sollte.

Im Zentrum stand die Entwicklung eines farbpsychologisch fundierten Farbkonzepts. Die eingesetzten Farben sind bewusst auf ihre physiologischen und emotionalen Wirkungen abgestimmt:

  • Grün: steht für Wachstum und Entfaltung. Diese lebensbejahende Farbe, löst Glückshormone aus und motiviert zu dem, was man gerade tut.
  • Gelb: stärkt gleichermaßen das Selbstvertrauen wie auch die Risikofreude. Studien aus der Experimentalpsychologie zeigen zudem, dass Gelb Ängste hemmt und wohlige Gefühle erzeugt.
  • Blau: Die physiologische Wirkung von Blau ist Ruhe. Die Psychologische wird am besten mit Zufriedenheit umschrieben.
  • Orange: führt nachweislich zu einer Ausschüttung des Belohnungshormons Dopamin im Gehirn – Motivation und Lebensfreude steigen.

Auch in der formalen Gestaltung spielte Ordnung eine zentrale Rolle. Der Kreis wurde als zentrales Gestaltungselement gewählt. Als symbolisch geschlossene Form ohne Anfang und Ende steht er für Ruhe, Harmonie und Sicherheit. Durch seine Wiederholung und rhythmische Anordnung kann eine klare visuelle Struktur geschaffen werden, die das Auge führt, einen Ankerpunkt bildet und Orientierung unterstützt. Die Kreismotive ziehen sich als wiederkehrendes Gestaltungselement durch verschiedene Bereiche der Notaufnahme und sorgen so für eine visuelle Klammer und hohe Wiedererkennbarkeit.

Die ursprüngliche Gestaltung der Räume war geprägt von visuellem Chaos, etwa durch dunkle Decken, komplexe Deckeninstallationen sowie eine kalte, technische und farblose Atmosphäre. Dies wurde konsequent überarbeitet. Heute lenken klar strukturierte Zonen den Blick, dunkle, bedrückende Farben wurden durch helle, freundliche Farbtöne ersetzt, Wiedererkennung und Orientierung werden durch reduzierte Komplexität ermöglicht.

Das Healing Art Konzept der Notaufnahme wird durch die Komponente einer gesunden Beleuchtungslösung erweitert. Das Zusammenspiel der beruhigenden Farben mit dynamischem, biologisch wirksamem Licht in Behandlungsräumen und Fluren erzeugt eine Umgebung, die das Wohlbefinden fördert.